Nachfolgend finden Sie die Einführung zum Buch Diabetes mellitus Typ 2 mit Blick auf Naturheilkunde, Ernährung, Radionik und Bioresonanz von Hans Otfried Dittmer. Im gesamten Buchhandel und bei Amazon (und 1000 anderen Online-Buchhändlern) erhältlich.
Einführung
Stellen Sie sich vor, es besucht Sie ein Patient, der über ständige Abgeschlagenheit klagt und gleichzeitigen rapiden Gewichtsverlust von über 10 kg im letzten halben Jahr. Im Blut sei „alles“ in Ordnung, besonders auch mit der Schilddrüse. Der Hausarzt habe eine Ruhephase verordnet im stressigen Beruf und regelmäßigeres Essen. – Was ist Ihr erster Gedanke?
Oder es kommt eine etwas übergewichtige Dame zu Ihnen, die über Ihren Eindruck berichtet, dass sie in letzter Zeit schlechter sehen kann und zudem das Gefühl hat, mehrmals täglich für etwa eine Stunde noch undeutlicher sehen zu können. Der Augenarzt habe ihr zwar eine neue Brille verschrieben, das „Stunden-Phänomen“ wisse er aber nicht einzuordnen. Schonung der Augen sei sicherlich „nicht das Schlechteste“.
Etwas verlegen nimmt Sie ein weiterer Patient zur Seite. Er vertraut Ihnen an, dass ihm „etwas das Interesse abhanden gekommen“ sei. Der Geist sei willig, das Fleisch jedoch schwach. Wenn Sie den Mann nun weiter interviewen, erfahren Sie, dass das Wörtchen „etwas“ noch geschönt war: Es läuft seit vielen Monaten von selbst gar nichts mehr im sexuellen Bereich. Der Urologe habe ihn „gründlich untersucht“ – und nun müsse er sich selbst vorher, bei Bedarf, eine Spritze in den Schwellkörper geben. Nicht seine Sache! Gäbe es da nicht etwas auf natürlicher Basis?
Alle drei Fälle deuten auf Diabetes mellitus („honigartiger Durchgang“ – wegen des süßen Harns), speziell des Typs 2 hin (es handelt sich im ganzen Buch ausschließlich um diesen Diabetes mellitus Typ 2, wenn „Diabetes“ oder „Diabetes mellitus“ ohne Typenbezeichnung erwähnt wird). Es handelt sich dabei nicht um „Muss-Symptome“, sondern um „Kann-Symptome“. Es könnten sich hinter den geschilderten Symptomatiken allerdings auch vollkommen andere Gesundheitsprobleme verbergen. Und das macht die Diagnostik zwar nicht unmöglich, aber doch deutlich schwerer.
An Diabetes denken erfahrungsgemäß zunächst die wenigsten Therapeuten. Das mag u. a. auch daran liegen, dass Diabetes didaktisch in den jugendlichen Diabetes und den „Alterszucker“ aufgeteilt bzw. aufbereitet wurde. Das induziert die (falsche) Annahme, dass jeder, der bis zum 16. Lebensjahr noch nicht Diabetiker ist, erst wieder „im Alter“ zuckerkrank werden kann. Beim Wort „Alter“ denkt man an eher an das Lebensalter von um 70 Jahre herum. Das ist allerdings falsch: „Alterszucker“ können auch 14- oder 40-jährige bekommen. Deshalb lieber: Diabetes Typ 2.
Auch wenn in Untersuchungen auf den Blut- und Harnwert „Glukose“ getestet wird, kann unter bestimmten Umständen die Aussagekraft fehlen, da zum einen die Nierenschwelle für Glukose nicht schon (wie normal) bei etwa 180 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) liegen muss, sondern bei manchen Diabetikern erst bei über 200 bis 300 mg/dl, und zum anderen da die Nüchternwerte oder die „Hungerwerte“ des Blutzuckers nach Stunden im Wartezimmer sich bei manchen Diabetikern in den (oberen) Normbereich verschieben können (z. B. 105 mg/dl). Es handelt sich dabei nur um eine „Momentaufnahme“. Erst wenn die „glykierten Hämoglobine“ (HbA1c, entspricht dem prozentualen Durchschnittswert der letzten etwa 6 bis 8 Wochen; manche Autoren sagen bis zu 12 Wochen) getestet werden, bestehen gute Chancen, einen Diabetes in fast jedem Fall zu entdecken. Wenn nämlich unserem Beispielswert von 105 mg/dl ein HbA1c-Wert von 6,9 % gegenübersteht, ist das schon sehr bedenklich, da er einem durchschnittlichen Blutzuckerwert in den letzten Wochen von rund 148 mg/dl entspricht (Umrechnungsalgorithmen im „Diabet_2“), worin alle Hochzuckerphasen nach den Mahlzeiten und nächtliche Tiefzuckerphasen (später mehr dazu) enthalten sind. Der Wahrscheinlichkeit nach gehen hier die Spitzen über die Marke von 200 mg/dl.
Leider werden HbA1c-Messungen nicht standardmäßig durchgeführt, wahrscheinlich weil dieser Wert etwa das Fünffache an Kosten gegenüber einem Standardwert wie Glukose verursacht. Dennoch wird immer noch dem Patienten zu verstehen gegeben, dass man „alles“ untersucht habe und „nichts“ gefunden habe. Oder – erst kürzlich wieder einer Patientin passiert – es wird gesagt, dass der HbA1c-Wert nur zur Einstellung eines bestehenden Diabetes gedacht sei.
Allmählich glaube ich immer mehr, dass Diabetes vollkommen unterbewertet wird, denn bemerkenswerterweise wird einem 48-jährigen leicht adipösen Patienten mit 108 mg/dl Nüchternwert und einem HbA1c von 6,1 % vom Hausarzt bescheidet, es sei „alles normal“. Gemäß Diabet_2 entsprechen 6,1 % einem Glukose-Durchschnittswert von 119,6 mg/dl. Oder: Eine knapp über 60-jährige Patientin ohne Übergewicht mit einem Nüchternwert von 127 mg/dl wird beim Hausarzt noch nicht einmal auf den Wert angesprochen, geschweige denn zu weiteren Tests nach den Mahlzeiten animiert.
Und so kommt es, dass in Deutschland ungefähr 1 Million (1.000.000!) Menschen leben sollen, die einen noch unerkannten Diabetes haben – gegenüber rund 6 Millionen (6.000.000!) erkannten Diabetikern, was etwa jedem 12. Bundesbürger entspricht. Weltweit verdoppelt sich die Anzahl alle 25 Jahre: 1975 etwa 75, 2000 etwa 150 und 2025 voraussichtlich etwa 300 Millionen Betroffene. Eine große Dunkelziffer kommt noch zu den unerkannten Diabetikern hinzu: all diejenigen, deren Glukosespiegel und deren Glukosetoleranz trotz steigender Insulin-Resistenz noch „normal“ zu sein scheint, während durch einen erhöhten Insulinspiegel jedoch schon erkennbar wird, was sich da „mittelfristig anbahnt“. – Es kann kein „Trost“ sein, dass im asiatischen und afrikanischen Lebensraum die Diabetes-Rate höher als in den USA oder in Europa ist. Diese Tatsache wird allerdings gerne verschwiegen von den reinen Übergewichtstheoretikern (bei denen nicht selten Ideologie oder Kommerz die Sicht einschränken), denn z. B. Asien besteht nicht zu über 10 % aus Sumo-Ringern (oder Vergleichbarem). Zwar ist dort auch das Durchschnittsgewicht der Bevölkerung am Steigen, doch die Diabetes-Rate steigt schneller (laut WHO-Einschätzungen von 2000 bis 2010 in Asien etwa von 30 auf 120 Millionen Diabetiker). Es muss also mindestens einen weiteren wichtigen Faktor bei der Entstehung des Typs 2 geben. Ich habe im Laufe der Zeit so meine eigenen Theorien dazu entwickelt.
Die Lobby der Typ-1-Diabetiker ist ungleich größer, obwohl der Typ 1 nur 10 % aller Diabetiker ausmacht. Das ist auch deutlich zu sehen, wenn in einer Internet-Suchmaschine das Wort „Diabetes“ eingegeben wird: Die überwiegende Mehrheit privater und kommerzieller Websites befasst sich mit dem Typ 1, von dem mittlerweile eine ganze Industrie lebt.
„Diabetes tut nicht weh“, heißt es. Es treten allerdings nach und nach Sekundär- bzw. Folgeerkrankungen auf, die – ohne das Wissen, dass ein Diabetes dahinter steckt – nur wenig nachhaltig und relativ erfolglos behandelt werden können.
Verschiedene weitere Umstände können einen manifesten Diabetes ebenfalls verschleiern. Weit vorne liegt der regelmäßige Konsum von Hochprozentigem. Obwohl Spirituosen hohe Kohlenhydratanteile haben, senkt Alkohol den Blutzucker. Und eine über Jahre fast zwangsläufige „diabetische Neuropathie“ wird – da die Blutzuckerwerte scheinbar im noch vertretbaren Grenzbereich dümpeln – als „hepatische Neuropathie“ diagnostiziert, was in den Auswirkungen ziemlich identisch ist. Wenn das „leberbedingte Nervenleiden“ dann noch mit Alpha-Liponsäure (früher auch bekannt als das Lebertherapeutikum Thioctsäure) behandelt wird, bekommt der Patient damit etwas, das auch bei diabetischer Neuropathie eingesetzt wird und zudem den Blutzucker senkt. Da aber die restliche Lebensweise nicht auf einen Diabetes abgestimmt ist, können sich die Folgeerkrankungen weiter unbemerkt etablieren. Diabetes wird noch immer oft zufällig entdeckt, z. B. bei einer Krankenhauseinlieferung im dortigen Glukose-Harn-/Blut-Test. Der Grund liegt in einer signifikanten Erhöhung der Glukose-Werte durch Aufregung (nach Adrenalin-Ausschüttung). Und Krankenhaus bedeutet zunächst immer Aufregung. Aber auch unser Alkohol-Liebhaber, der sich im Krankenhaus alkoholmäßig zurückhält (und das noch kann), wird nun, da das „Therapeutikum Alkohol“ wegfällt, als Diabetiker diagnostiziert werden können, da die Werte (meist) langsam von Tag zu Tag ansteigen.
Dazu kommt, dass das Erkennen und Behandeln eines Diabetes unter Therapeuten nicht so populär zu sein scheint, wie z. B. das Erkennen und Behandeln von Allergien. Ich habe das selbst erlebt bei den Veröffentlichungen der Virtuellen Anti-Allergie-Geräte „Allergon“ und des „Diabet_2“. In den ersten drei Monaten nach Veröffentlichung war die Nachfrage nach dem „Allergon“ mit dem 14fachen unverhältnismäßig höher. Es gibt aber nicht 14mal mehr Allergiker als Diabetiker in Deutschland, es sei denn, es gäbe rund 100 Millionen Deutsche, von denen jeder Allergiker ist…
Aber es gibt auch Behandler, für die es nichts Wichtigeres zu geben scheint als Diabetes insbesondere des Typs 2. Hohe Glukosewerte werden sofort mit Insulin angegangen, da sich oft im Therapeutenhinterkopf festgesetzt hat, dass einer Zuckerlösung nur Insulin zugesetzt werden muss, um sie zu neutralisieren – wie einer Säure nur Lauge zugesetzt werden muss, um „reinstes Wasser“ zu erhalten. Von Insulin-Resistenz und dem Umweg über verschiedenartige Körperzellen scheint hier manch einer nur am Rande gehört zu haben. Und alle Erkrankungen, die im Verlauf des Lebens des Diabetikers noch so auftreten werden, werden dem Diabetes zugeschrieben, als Folgeerkrankung. Behandler, die sich täglich erfolgreich mit dem Typ 1 beschäftigen, sind leider oft nicht besonders firm im Umgang mit Typ 2.
Sie als guter Behandler sind jedoch für die Vermittlung eines Mittelwegs verantwortlich: Es gibt Wichtigeres als den Diabetes Typ 2, aber er sollte auch nicht unterschätzt werden und einen festen Platz in der Naturheilkunde finden, auch wenn angeblich schwerer behandelbar als Typ 1. Damit der Diabetes besser – auch naturheilkundlich – behandelt werden kann, muss natürlich erst einmal seine „Qualität“ festgestellt werden, denn ein Diabetes des Typs 1 reagiert nicht oder nur unzureichend auf die Mittel für den Typ 2. Und umgekehrt.
Diabetes ist nicht nach der Ursache, sondern nach dem Symptom benannt, als würden wir auch zwischen Husten Typ 1 (z. B. offene Tb) und Husten Typ 2 (z. B. Bronchitis, unterteilt in Typ 2a für Erkältungsbronchitis und Typ 2b für Raucherhusten) unterscheiden: Wenn ich es so darstelle, ist es wohl auch eher verständlich, dass für verschiedene Diabetes-Typen verschiedene Behandlungsansätze notwendig sind. – Der Trend sieht allerdings im Moment so aus, dass möglichst viele Typ-2-Diabetiker „verinsuliniert“ werden. Und nur ein „Bösedenker“ meint sicherlich, dass die schnell gestiegene und noch steigende Anzahl an Diabetologen mit ihren „modernen Methoden“ und die schon genannte Industrie dahintersteckt.
Kaum ein Therapeut bezieht in sein Denken und Handeln die Entdeckung des Hormons Resistin im Jahre 2001 (jetzt haben wir Anfang 2006) ein, welchem die Insulin-Resistenz, die Ursache des Typ-2-Diabetes, zugeschrieben wird. Es ist dieselbe Geschichte wie bei Henne und Ei: Steigt erst der Resistin-Spiegel und damit auch der Insulin-Spiegel und letztlich das Gewicht durch die Fettspeicherwirkung des Insulins und später auch der Glukosespiegel, wenn „nicht mehr noch mehr“ Insulin ausgeschüttet werden kann, oder „frisst“ sich der Patient zuerst das Übergewicht an und als Antwort steigen dann Resistin-Spiegel und damit auch der Glukose- und der Insulin-Spiegel? Verzwickt!
Verblüffend bei meinen Untersuchungen war auch die Tatsache, dass sich viele Symptome für einen Diabetes bzw. für typische Sekundärerkrankungen des Diabetes auch bereits Jahre und Jahrzehnte vor dem Steigen der Glukosewerte zeigen können. In dieser Situation und falls richtig zugeordnet, kann mit einfachen Mitteln noch erfolgreich gehandelt werden.
Gerade in den letzten Jahren hat die Diabetesforschung nach „längerem Sparmodus“ in Sachen Typ 2 wieder gute vielversprechende Ansätze herausgebracht, so dass dieses Buch erst einmal mehr als Einstieg zu sehen ist, das keine ständige Gültigkeit versprechen kann. Falls sich gravierende Neuerungen ergeben, können Sie die über unsere Website (sh. letzte Seite dieses Buches) auf dem laufenden halten. Dort finden Sie auch Hinweise zur Sekundärliteratur.